Geschichts- und Heimatverein Stadecken-Elsheim e. V.
gegründet 1979
Am Anfang stand die Erkenntnis des geschichtsbewussten Landwirts und Winzers Werner Wolf, dass die markanten und namensgebenden Zeugnisse von Stadecken, die historischen Gebäude der „Burg Stadeck“, langsam, aber unausweichlich dem Verfall anheimfallen. Bei der 1276 erstmals in einer Urkunde erwähnten „Burg Stadeck“ handelte es sich um die Keimzelle des heutigen Ortsteils Stadecken, um die sich nach und nach die Bewohner des alten Dorfs „Heddesheim“ angesiedelt hatten. Eingaben bei Behörden und Verwaltungen, dem Verfall der Burg Stadeck Einhalt zu gebieten, wurden damals amtlicherseits kaum zur Kenntnis genommen. In einer am 16. März 1979 von Werner Wolf initiierten Versammlung in der „Wirtschaft Schmal“, wendete er sich an die Öffentlichkeit und protestierte gegen diesen unhaltbaren Zustand.
In der gleichen Versammlung wurde auch über einen Satzungsentwurf zur Gründung eines neuen Vereins, dessen Ziele im Wesentlichen die Erhaltung der Burg und die Erforschung ihrer Geschichte, sowie die der beiden Ortsteile von Stadecken-Elsheim. Maria Rodenbach und Ute Wolf, der Initiator des neuen Vereins, Werner Wolf, sowie Georg Bernhart, Heinz Dechent-Rodenbach und Walter Wolf waren die Gründungsmitglieder des neuen Vereines (Förderer und Freunde der Burg Stadeck).
Schon im zweiten Jahr nach seiner Gründung, 1980, konnte sich der Burgverein, wie er schon nach kurzer Zeit im Dorf genannt wurde, erstmals bewähren. Der Gemeinderat von Stadecken-Elsheim hatte damals den Abriss der Burgscheune beschlossen. Durch die Intervention des Vorstandes bei der Denkmalschutzbehörde konnte dieses Vorhaben jedoch verhindert werden, und der schon bereitstehende Bagger musste wieder unverrichteter Dinge abziehen. Der Gemeinde wurde zur Auflage gemacht, das Gebäude zu sichern. Durch den Einzug eines Ringankers sowie die Sanierung des Daches sollte die Scheune vor weiterem Verfall geschützt werden.
Der Historiker Professor Dr. Staab von der Universität Koblenz-Landau, der in Stadecken-Elsheim seinen Wohnsitz hatte, hatte von Anfang an als Berater und Mentor dem Verein zur Verfügung gestanden und wertvolle Starthilfe geleistet, aber auch später den Verein bei vielen Gelegenheiten unterstützt. Mit zahlreichen historischen Vorträgen hat er den Zuhörern geschichtliche Fakten und Zusammenhänge nähergebracht. Er beschaffte u.a. auch einen Abdruck der Urkunde von 1301, in der dem „Marktflecken Stadecken“ durch König Rudolf I. die Stadtrechte (im gleichen Umfang wie Oppenheim) verliehen wurden sowie auch das alte Stadtrechtesiegel und übergab dem Verein einen Wachsabdruck davon.
Bis zu seinem frühen Tode 2004 hat er wichtige Geschichtsforschung über Stadecken-Elsheim betrieben.
Es wurde zur Tradition, dass der Burgverein neben seinen Forschungsaufgaben alljährlich eine Ausstellung organisierte und präsentierte. Diese Ausstellungen fanden in den ersten Jahren im Rahmen eines Sommerfestes in der Schulturnhalle statt. Erwähnt sei hier z.B. eine Ausstellung über die Freiheitsbewegung vom Hambacher Schloss (1832), die mit Bild- und Texttafeln den zahlreichen Besuchern präsentiert werden konnte, oder auch die Aufführung des Musical „Der Schinderhannes“ der Theatergruppe des Frauenlob-Gymnasiums Mainz. Später wurden jährlichen Ausstellungen im alten Amtshaus während der Stadecker Kerb durchgeführt. Mit großer Begeisterung wurden vor allem auch die Ausstellungen von alten Fotografien aufgenommen, die Klaus Böll und Friedel Hamm aufbereitet hatten und die Motive aus dem dörflichen Arbeitsleben und von Veranstaltungen der Stadecker Vereine zeigten, vor allem, wenn Besucher sich selbst, Verwandte oder Bekannte auf den Bildern erkannten. Eine Ausstellung an der Kerb 1996 unter dem Motiv „Weinbau anno dazumal“ zeigte alte Geräte und Vorrichtungen, die in früheren Jahren zum Einsatz gekommen waren.
Auf Anregung des Vereins nahm der Filmemacher Günter Jursa die Ausstellung zum Anlass, einen Film über Stadecken mit dem Titel „Rund um die Burg“ zu drehen, der später bei der Aufführung mit viel Beifall bedacht wurde.
1996 und 1997 führten Studenten des Instituts für Baugeschichte der Universität Karlsruhe unter Leitung von Prof. Dr. Werner Schnuchel auf Initiative des Beigeordneten der Ortsgemeinde Hans Braun, baulichen Untersuchungen des Burgareals und des alten Dorfkerns von Stadecken durch. Die Vermutung, dass die Fundamente der Burg weitaus älter sind als die darüberstehenden Gebäude, wurde bestätigt. Sie gehen in die Zeit der Erbauung im 11. bzw. 12. Jh. zurück. Außerdem wurde der Dachstuhl der ev. Paulskirche und der kath. Kirche St. Walpurgis im Ortsteil Elsheim, sowie der Dachstuhl der Peterskirche im Ortsteil Stadecken erforscht.
In Ergänzung der Erforschung der Dorfgeschichte wurden immer wieder Exkursionen durchgeführt, die größtenteils von Reinhard Grafeneder organisiert wurden. Diese standen lange Zeit unter dem Motto „Frühe Herren der Burg Stadeck“ und führten zu den Orten, in denen die Lehnsherren ihren Stammsitz gehabt haben. Im späten Mittelalter hatte die „Burg Stadeck“ zeitweise gleichzeitig vier Lehnsherren als Besitzer.
An den Rheinland-Pfalztagen 1987 in Mainz und 1995 in Frankenthal nahm der Verein jeweils mit einem Festwagen am Umzug teil, der unter dem Motto „Die Burgküfer“ stand. Von Burgküfermeister Karl Haunz und seinen Gehilfen, die er aus dem Vorstand rekrutiert hatte, wurde während der Umzüge ein Weinfass hergestellt. Beim Umzug in Mainz animierte Werner Wolf bei einem Stopp vor der Ehrentribüne den Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel und den Landrat Herzog dazu, den Festwagen zu einem Umtrunk zu besteigen und zur allgemeinen Begeisterung mit „Setz“ und „Fäustel“ und einigen Hammerschlägen an der Herstellung des Weinfasses mitzuwirken. Bei einem Festzug anlässlich eines runden Jubiläums der Turn- und Sportgemeinschaft Stadecken-Elsheim im Jahre 1998 kam dieser Festwagen unter dem gleichen Motto ebenfalls zum Einsatz.
1996 hat der Gründer des Vereins, Werner Wolf, bedingt durch seine Erkrankung den Vorsitz im Vorstand zur Verfügung gestellt. Der bisherige Schriftführer Heinz Dechent-Rodenbach erklärte sich bereit, das schwierige Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Wolfgang Haag und zu einem weiteren Beisitzer Armin Degreif gewählt. Dem ausscheidenden Vorsitzenden Werner Wolf wurde von der Mitgliederversammlung der Ehrenvorsitz angetragen.
1999 feierte der Verein mit einem Burgfest im Hof vor der Burgscheune sein 20-jähriges Bestehen unter Mitwirkung von befreundeten Vereinen und Gruppierungen. Für den Festvortrag konnte Professor Dr. Staab gewonnen werden. Die Schüler der Grundschule hatten auf Anregung von Rektor Becker eigens zu dem Jubiläum an einem vom Burgverein ausgeschriebenen Malwettbewerb teilgenommen. Die besten Arbeiten wurden durch eine Jury prämiert. Zum gleichen Anlass wurde die auf Kosten des Burgvereins errichtete Überdachung des Brunnens im Burghof gebührend eingeweiht..
Ein historisches Ereignis wurde an der Stadecker Kerb 2001 mit der 700-jährigen Wiederkehr der Verleihung der Stadtrechte im Jahre 1301 an den „Marktflecken Stadecken“ begangen. Angeführt vom Burgverein, der auch am Kerbefreitag die akademische Feier in der Selztalhalle ausrichtete, wurden die Festtage eröffnet. Den Festvortrag hielt Wolfgang Haag. Ein Höhepunkt am Kerbesonntag war die Einweihung des Burgtores, das von Burgverein und der Stadecken-Elsheimer Gemeinde gemeinsam aus diesem Anlass errichtet worden war. Von entsprechend kostümierten Mitgliedern der Verwaltung und des Burgvereins wurde mit der symbolischen Durchschneidung des Bandes das Tor geöffnet.
Die Theatergruppe „Die rosaroten Panther“ brachte eine von Fritz Kleemann für die Verleihung der Stadtrechte geschriebene historische Szene (wie sie sich damals so ereignet haben könnte) zur Aufführung.
Das 25-jährige Bestehen des Burgvereins 2004 wurde wiederum im Burghof gefeiert. An den markanten Punkten Burgscheune, Brunnen und Tor hatte der Verein Hinweisschilder mit den geschichtlichen Daten angebracht. Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Haag beleuchtete in seinem Festvortrag die Geschichte von Stadecken-Elsheim. Die Band des Nieder-Olmer Gymnasiums sorgte für die musikalische Unterhaltung und die Grundschule überraschte mit einer Burgenausstellung. In der Burgscheune wurde der Videofilm „Rund um Stadecken“ von Günter Jursa vorgeführt.
Mit großer Freude und Beifall wurde bei dieser Feier die Nachricht von Bürgermeister Rehm aufgenommen, dass die Gemeinde 800.000 Euro für die Renovierung und den Ausbau der Burgscheune in den Gemeindehaushalt eingestellt habe und weitere 800.000 vom Land zu erwarten seien.
Zu unserer Genugtuung war nun endlich Bewegung in das Projekt „Renovierung der Burgscheune“ gekommen, welches eines der grundlegenden Ziele bei der Gründung des Vereins gewesen war. Die Renovierung konnte nun geplant und durchgeführt werden. Bei der symbolischen Grundsteinlegung am 14. März 2008 wurde neben anderen zeitnahen Dokumenten auch eine Urkunde mit der Historie der „Burg Stadeck“ und des „Vereins der Freunde und Förderer“ in einer Kupferrolle über dem Kellergewölbe der Burgscheune eingemauert.
Die Einweihung wurde am 23. Januar 2009 gefeiert. Der Burgverein beteiligte sich an der Feier mit einem Grußwort, in dem der Vorsitzende Heinz Dechent-Rodenbach an die letzten 30 Jahre der Burgscheune erinnerte, und mit einer nachgestellten historischen Szene aus dem 14. Jh.
Ein 1958 bei Rodungsarbeiten in der Gewann „Horn“ der Stadecker Gemarkung gefundene römische Sarkophag war der Anlass, 2007 an der Fundstelle Grabungen unter Anleitung von Dr. Rupprecht von der Generaldirektion „Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz“ durchzuführen. Die Grabungen und eine begleitende geomagnetische Untersuchung eines ca. 1 ha großen Areals endete jedoch ohne konkretes Ergebnis bis auf die Erkenntnis, dass in Sichtweite im Tal, allerdings in einer Nachbargemarkung gelegen, die Fundamente einer römischen Villa rustica auszumachen waren.
Der Sarkophag wurde einige Male bei den jährlich veranstalteten Römertagen der rheinhessischen „AG Römerroute“ mit der dazugehörigen Dokumentation ausgestellt und wird – nach seiner Instandsetzung - nun dauerhaft an der Burgscheune präsentiert.
Bereits Ende des Jahres 2007 hatte der Verein auf Anregung von Bürgermeister Hermann Müller einen Antrag auf Ehrenamtsförderung für die Renovierung der „Kleinen Burgscheune“ bei der Kreisverwaltung gestellt. In der Mitgliederversammlung am 3. April 2008 wurde beschlossen, dass der Verein sein gesamtes Vermögen mit der nun zugesagten Ehrenamtsförderung in den Ausbau der kleinen Burgscheune investiert. Die Eigenleistungen von über 12% der Bausumme, ohne die das Projekt gescheitert wäre, wurden von Mitgliedern unseres Vereins und des befreundeten Gesangvereins erbracht. Dafür sei allen, die sich damals so vorbildlich eingebracht hatten, hier nochmals ausdrücklich gedankt. Mit der Ausstellung „Vom Korn zum Brot“, die uns der Geschichtsverein Saulheim freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte, wurde die Einweihung der „Kleinen Burgscheune“ an der Stadecker Kerb am 22. August 2010 gefeiert. Die fachliche Einführung in die Ausstellung übernahm Wolfgang Haag.
In der Mitgliederversammlung am 29. April 2011 gab es wieder Veränderungen im Vorstand. Hans Braun übernahm das verantwortungsvolle Amt des Schatzmeisters von Hans Werner Bernhart., der 12 Jahre im Vorstand tätig gewesen war. Gewählt wurden außerdem Gerlinde Kersten zur stellvertretenen Schriftführerin, Ute Wolf, Karl Haunz, Heinfried Rutsch und Roland Goy zu Beisitzern. Der Vorsitzende Heinz Dechent-Rodenbach und der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Haag sowie der Schriftführer Reinhard Wilfert wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Im Februar 2011 verstarb der Initiator und Gründer des Vereins, Werner Wolf. Er hatte 17 Jahre den Verein ab seiner Gründung als Vorsitzender geführt. Als Ehrenvorsitzender hatte er miterleben dürfen, dass seine Vision von der Sanierung der Burgscheunen noch zu seinen Lebzeiten verwirklicht worden war. Im Juli 2011 mussten wir dann zu unserem Leidwesen zur Kenntnis nehmen, dass unser kurz vorher wieder gewähltes Vorstandsmitglied Karl Haunz überraschend verstorben war. Er war über 20 Jahre lang immer an vorderster Stelle aktiv im Verein tätig.
Im August 2011 nahm der Verein anlässlich des 150- jährigen Jubiläums des Gesangvereins Elsheim mit einem Motivwagen am Festumzug im Ortsteil Elsheim teil. Der Aufbau zeigte eine Nachbildung des 2001 zum Stadtrechtefest erstellten Burgtores. Ein umlaufendes Transparent zeigte Abbildungen mit der Beschriftung: „Persönlichkeiten der Geschichte von Stadecken-Elsheim“. Die Kostümierung der Besetzung des Wagens war dem angepasst.
Der Wagen war ohne Zweifel das Highlight des Umzuges. Zuvor war der Motivwagen schon einmal zu einem Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr 2002, allerdings in einer etwas einfacheren Ausführung, zum Einsatz gekommen.
Im August 2012 mussten wir die gerade bezogene kleine Burgscheune schon wieder räumen. Aufgrund eines größeren Wasserschadens im Kindergarten der Gemeinde, war diese gezwungen, das Amtshaus und die kleine Scheune für die Kinder als Ausweichquartier zu nutzen.
Als vorläufigen Ersatz wurde uns das Anwesen der alten Schmiede, welches in der Portstraße an die alte Ringmauer der Burg angrenzt, überlassen. Das Wohnhaus und die Schmiede stehen unter Denkmalschutz, vermutlich gehören die über 250 Jahre alten Gebäude, die kurz nach der Zerstörung Stadeckens Anfang des 17. Jh. errichtet worden waren, mit zu den ältesten Bauwerken in Stadecken. Mit alten Möbeln und Gegenständen, durch Frau Kersten und Frau Ute Wolf bestückt, wurde das Haus in den folgenden Jahren mit Schwerpunkt-Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im September 2013 erinnerte der Arbeitskreis (AKO) unter Federführung von Hans Braun, Ralf-Rainer Hundertmark und Elma Degreif, sowie die Familie Schleußner und die Gemeinde Stadecken-Elsheim mit einer Feier auf dem Hofgut Windhäuser Hof zum 200. Todestag von Baron Jeanbon St. André. Der Baron, welcher während seiner Amtszeit in Mainz als erster Präfekt des Departements Donnersberg großen Einfluss auf Politik und Geschichte nahm, erwarb dieses Hofgut als Sommerresidenz 1809. Napoleon Bonaparte hatte den Baron im Jahr 1801 zum Präfekten eingesetzt, nachdem er das Département du Mont Tonnerre (Donnersberg) gegründet hatte, welches das Gebiet zwischen Mainz, Speyer, Kaiserslautern und Saarbrücken abdeckte. Sein Amtssitz war der Ertaler Hof in Mainz. Gestorben ist er am 10. Dezember 1813 in Mainz an Typhus, begraben ist er auf dem Hauptfriedhof Mainz.
Männergesangverein Elsheim
In der Mitgliederversammlung 2014 wurde Ute Wolf-Holl zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Aus beruflichen Gründen hatte Wolfgang Haag sein Amt zur Verfügung gestellt.
Am 6. Juni 2014 wurde mit der Gemeinde Stadecken-Elsheim ein Nutzungsvertrag für die „Kleine Burgscheune“ abgeschlossen. Die Laufzeit beträgt 20 Jahre und räumt dem Burgverein das uneingeschränkte Nutzungsrecht ein. Nach Auszug des Kindergartens stand uns die „Kleine Burgscheune“ wieder zur Verfügung. Mit einer Bilderausstellung mit dem Titel „35 Jahre Verein der Freunde und Förderer der Burg Stadeck“ wurde sie wieder eröffnet. Doch im selben Jahr wurde sie nochmals von der Gemeinde, dieses Mal als Kleiderkammer für Asylsuchende benötigt.
Bereits 2010 hatte sich ein „Arbeitskreis Ortsgeschichte“, kurz AKO genannt, zusammengefunden, um sich gänzlich den Nachforschungen zur Dorfgeschichte beider Ortsteile zu widmen. Bald wurde angestrebt, den AKO und den Burgverein zusammenzuführen. Voraussetzung war, neben einer notwendigen geringfügigen Satzungsänderung auch die Änderung des Vereinsnamens vorzunehmen. Da das Hauptziel des Vereins - die Erhaltung des Burgscheunenareals - durch die Renovierungen und die Umbauten erreicht war, konnte auf die Erwähnung der „Burg Stadeck“ im Vereinsnamen künftig verzichtet werden. Man einigte sich schließlich darauf, dass der Verein den Namen „Geschichts- und Heimatverein Stadecken-Elsheim“ führen sollte. Die Mitgliederversammlung am 21. April 2016 stimmte dem einvernehmlich zu.
Es wurden 2 Arbeitskreise geschaffen, in denen die aktive Vereinsarbeit stattfinden soll, Der Arbeitskreis „Ortsgeschichte“ steht unter dem Vorsitz von Hans Braun, der Arbeitskreis „Dorfmuseum“ wird von Ute Wolf-Holl geleitet.
Nach dem Zusammenschluss von AKO und Burgverein kam es 2016 zu einer Intensivierung von Aktivitäten. Vom Zentralarchiv der EKHN Darmstadt wurde eine CD mit dem Salbuch der Burg Stadeck von 1603 beschafft. Mit den schon vor einigen Jahren in einem Archiv aufgefundenen Lagebüchern von Stadecken besitzt der Verein jetzt wertvolle Unterlagen für seine weiteren Forschungsaufgaben. Auch Kopien von Urkunden der erstmaligen Erwähnungen der Ortsteile Stadecken und Elsheim sind mittlerweile im Besitz des Geschichtsvereins und wurden der Öffentlichkeit präsentiert.
Zum IX Römertag des „AK Regionalparkideen“ Ende April 2017, der ganz im Zeichen von „200 Jahre Rheinhessen“ stand, wurden vom Verein der römische Sarkophag und die dazugehörigen Erläuterungen vor und im Forum der Gemeindeverwaltung präsentiert. Die „200 Jahre Rheinhessen“-Feier der Gemeinde Stadecken-Elsheim im September 2016 wurde sinnigerweise auf dem Windhäuser Hof gefeiert, der von 1809 bis 1813 der Sommerwohnsitz des französichen Präfekten Jeanbon St. Andre war. Der Geschichtsverein beteiligte sich mit einer Bildtafelserie über die französische Herrschaft in dieser Zeit an der Feier.
200 Jahre Rheinhessen auf dem Windhäuser Hof
2017 standen Besuche verschiedener Archive des Arbeitskreises „Ortsgeschichte“ an. Dabei ging es um die Suche nach bislang unbekannten historischen Schriften und Urkunden beider Ortsteile. Außerdem wurden Kontakte zu Historikern und Fachleuten, die für die Erforschung der Geschichte von Elsheim und Stadecken wertvolle Beiträge leisten können, geknüpft.
In einem sehr gut besuchten Vortrag referierte Dr. Knöchlein von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Mainz über „die ältesten Besiedlungsspuren“ in Stadecken-Elsheim.
Aus Anlass der Eröffnung der sogenannten „Hiwweltour“ (Hügelwanderung) in der Stadecker Gemarkung wurde an der Fundstelle des römischen Sarkophags im „Horn“ eine Informationstafel aufgestellt.
Zu zwei mit Bildmaterial anschaulich gestalteten Vorträgen hatte der Geschichtsverein im Februar 2018 eingeladen. Der Essenheimer Ortshistoriker Stefan Mosel referierte über das Thema „Wassermühlen im Selztal“ und der Hobbyfotograf Walter Degreif berichtete anschaulich über das mit seiner Kamera festgehaltene „Eisvergnügen“ in Stadecken in den fünfziger Jahren.
Im Frühsommer 2018 wurde in der Umgebung des Friedhofs des Altdorfes Heddesheim eine Prospektion unter Leitung von Herrn Riet von der Direktion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz durchgeführt. Man erhoffte sich Hinweise auf Mauerreste bzw. Fundamente des vom 13. bis 15. Jh. aufgelassenen Dorfes Heddesheim. Leider war das Untersuchungsgebiet zu klein gewählt, so dass weiter prospektiert werden muss.
Zahlreiche Steinfunde aus der Gemarkung waren der Anlass für einen Besuch von Frau Dr. Witteyer von der Direktion Landesarchäologie Mainz in Stadecken-Elsheim. Ihre anschließende Untersuchung und Bestimmung der Funde erbrachte überraschende Erkenntnisse: Die Relikte stammen aus verschiedenen Epochen, nicht nur aus keltisch-römischen Zeiten, sondern auch aus vor- und frühchristlichen Jahrhunderten. Hier muss weiter geforscht werden.
Durch Kontakte von Jürgen Beck und Hans Braun zum Institut für Geschichtliche Landeskunde der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz konnte im Mai 2018 die Ausstellung „225 Jahre Mainzer Republik“ in der Burgscheune präsentiert werden. Sie wurde von der für die Dokumentation verantwortlichen Leiterin Frau Traub vorgestellt. Im Anschluss referierte der Historiker Dr. Elmar Rettinger in einem interessanten Vortrag über Auswirkungen und den Einfluss der „Mainzer Republik“ auf die Gemeinden in der Umgebung von Mainz. Aus Aufzeichnungen eines Zeitzeugens aus dieser bewegten Zeit, Friedrich Christian Laukhard, wurden von Günter und Dieter Laukhard Ausschnitte verlesen.
Das Museum „Alte Schmiede“ in der Portstraße öffnete Anfang Dezember 2018 mit einem Flohmarkt seine Pforten.
Schwerpunkte in 2019 des Vereins waren Prospektionen (Messung der Physikalischen Bodeneigenschaften im Gelände) im Bereich „Hinter der Peterskirche“ und dem „Alten Friedhof“ im Vorgänger-Alt-Dorf „Hedenesheim“.
Hier wurden Hinweise auf die frühmittelalterliche Besiedlung gefunden. Außerdem konnte ein Grundriss der alten St. Peterskirche von Hedenesheim, eine der ersten frühchristlichen Kirchen in der Umgebung, rekonstruiert werden.
Im 50-jährigen Jubiläumsjahr (1969-2019) des Zusammenschlusses der beiden Ortsteile wurden unter Federführung von Hans Braun eine Chronik „50 Jahre Stadecken-Elsheim“ erstellt. Am Festumzug des Jubiläums nahm auch der Geschichts- und Heimatverein teil.
2020 lag der Schwerpunkt unserer Arbeit im Bereich der Vorgeschichte, genauer der Jung-steinzeit. Ein Bereich, der hier sehr viele Fundstellen geboten hat, war der Bereich der Flurbereinigung um die Stadecker Warte. Nachdem J. Beck und S. Rutsch dort auffällige Stellen entdeckt haben, die an die Fundstellen in der Gemarkung „Auf dem Hinterland“ erinnern, fanden sie dort auch Scherben und mehrere Teile einer Schädeldecke. Die Funde wurden an die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) gemeldet.
Schädeldecke
Backteller (Michelsberger Kultur)
Spinnwirtel.
Ein Sonderheft des Vereines „Archäologie in Rheinhessen und Umgebung e.V. mit dem Titel: „Stadecken, Hedenesheim und die Kirchenwüstung St. Peter. Die römischen Wurzeln eines im 13. Jahrhundert gegründeten Dorfes“ fasst die wissenschaftlichen Forschungen /Prospektionen von der Antike bis ins frühe Mittelalter zusammen, in die auch die Prospektionen
Bericht der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz GDKE über die Fundstellen auf dem Pfadberg (Flurbereinigungsgebiet in der Nähe der Stadecker Warte)
Zu Beginn des Jahres 2020 wurden von Mitarbeitern der Generaldirektion Kulturelles Erbe (Landesarchäologie) Begehungen im Flurbereinigungsgebiet „Stadecker Warte“ zusammen mit Mitgliedern des Geschichts- und Heimatvereins durchgeführt. Daneben wurden zahlreiche Aufnahmen mittels Drohnen gemacht. Es wurden ca. 180 Befunde dokumentiert. An Funden wurde zahlreiches Siedlungsmaterial in Form von Keramikfragmenten, Tierknochen und Brandlehm sowie wenig Material aus Gräbern (Gefäßscherben und Menschenknochen) eingemessen und geborgen. Der Bericht zu den Funden wurde uns im vergangenen Quartal zugestellt. Auf dem Pfadberg befand sich eine Höhensiedlung der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur (ca. 4400 bis 3500 vor Chr.), die von einem Graben umfasst war. Der Graben lässt sich auf Drohnenaufnahmen teilweise erkennen. Auf der Nordseite ist davon nichts erkennbar. Durch die steile Lage ist es aber möglich, dass hier auf eine Befestigung verzichtet wurde. Auf dem Plateau lag laut Dr. Brücken also eine Wallgrabenanlage, die allerdings durch die Jahrtausende lange Bodenbearbeitung vollständig eingeebnet ist. In ihrem Inneren lagen zahlreiche Siedlungsgruben und wenige Gräber. Weiterhin wurden Siedlungsgruben aus dem Übergang der Bronze- in die Eisenzeit (ca. 1200 bis 700 vor Chr.) gefunden. Auch befand sich auf dem Hochplateau über Jahrhunderte eine kleinere, wahrscheinlich unbefestigte Siedlung. Ob die Besiedlung durchgängig oder mit Unterbrechungen geschah, lässt sich erst nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung sagen.
Zusammenstellung:
Hans Braun